Über meine Arbeit
Verbundenheit und Zugehörigkeit
Das wohl größte Bedürfnis des Menschen ist das nach Verbindung und Zugehörigkeit. Um das Leben in seiner Tiefe zu erfahren, muss der Mensch mit sich selbst verbunden sein, mit sich selbst in Kontakt sein. Besonders Menschen, die im Leben frühe Verlassenheit erfahren haben, fehlt es an der Möglichkeit, in echten Kontakt mit sich selbst und anderen zu treten. Diese Menschen brauchen noch mehr als andere häufige Erlebnisse der Verbundenheit.
Entwicklungstrauma
Menschen, die durch frühe Verlassenheit traumatisiert wurden, erinnern sich oft nicht an ein traumatisches Erlebnis. Sie fühlen sich aber später im Leben oft isoliert, einsam, hilflos, abhängig und unzulänglich. Ein früh im Leben erlittenes sogenanntes Entwicklungstrauma hinterlässt meist ein dysreguliertes Nervensystem. Das bedeutet: Man fühlt sich selten wohl in seinem Körper, schwankt zwischen Übererregung und Erschöpfung, man leidet unter psychologischen Identifikationsverzerrungen, wie z. B. starken Schuld- bzw. Schamgefühlen, die aus dieser Dysregulation des Nervensystems resultieren.
Die Polyvagal-Theorie – Entwicklungstrauma besser verstehen
Traumatisiert zu sein bedeutet, in einem Überlebensmodus festzustecken. Es bedeutet eine chronische Unterbrechung von Verbundenheit. Anders ausgedrückt bedeutet Trauma: Das System führt vom Zustand der Verbundenheit weg und orientiert es auf die Schutzsuche hin, bei der es nur um das Überleben geht. Die in der Vergangenheit notwendigen überlebenssichernden Reaktionen erzeugen in der Gegenwart Leiden.
Das Gefühl der Isoliertheit resultiert aus einem von der Schutzsuche bestimmten Zustand. Der Körper befindet sich in einem Verteidigungsmodus. Menschen bemühen sich zu heilen, aber das System hält dagegen, man hat keine Chance. Traumata beeinträchtigen die Fähigkeit, den autonomen Zustand zu beeinflussen.
In meiner Arbeit orientiere ich mich an der Polyvagal-Theorie, einem neuen Modell des autonomen Nervensystems, begründet vom amerikanischen Wissenschafter Stephen W. Porges. In der Praxis heißt das: Man kann sagen, dass jede Krankheit und jedes Symptom im Grunde eine Selbstregulationsstörung ist. Jeder Mensch hat darauf Kompensationsmechanismen entwickelt, die wir dann Störung nennen. Die Lösung von Problemen liegt in der Bearbeitung dieser Selbstregulationsstörung. Das kann durch echten Kontakt nach innen und nach außen geschehen.
Mein Verständnis von Trauma und die Arbeit daran habe ich im Text "Über das Wesen von Trauma" weiter ausgeführt.